Das Centre for Humanitarian Action (CHA) wird als Forschungspartner der Humanitarian Policy Group (HPG) eine Studie mit dem Titel „The role of narratives in the rise of Germany as a humanitarian donor“ durchführen.
Das internationale humanitäre System hat aufgrund unzureichender Finanzierung und mangelnder Reformen Schwierigkeiten, mit dem wachsenden Bedarf Schritt zu halten. Die Legitimität des Systems wird zunehmend von populistischen Stimmen in Frage gestellt, die die humanitäre Hilfe gegen nationale Interessen ausspielen, und von progressiven Stimmen, die seine Arbeitsweise als neokolonial bezeichnen oder der Solidarität Vorrang vor den Grundsätzen der Neutralität und Unparteilichkeit einräumen.
Die Faktenlage, die humanitäre Maßnahmen untermauert, ist zunehmend solider geworden, doch oft dominieren starke entgegengesetzte Darstellungen. Diese Narrative bedienen sich auch der Geschichte und Überlieferungen, um Krisen darzustellen, Argumente für oder gegen humanitäre Hilfe anzubringen und Reformen zu befürworten oder abzulehnen. Das Verständnis der Auswirkungen dieser Narrative auf die humanitäre Politik ist von entscheidender Bedeutung, um die internationale humanitäre Hilfe zu stärken, die Finanzierungslücke zu schließen und Reformen zu beschleunigen.
Die Fallstudie wurde als Beispiel gewählt mit Blick auf die Herausforderung global hinreichend finanzielle humanitäre Mittel bereitzustellen im Lichte des erheblichen Mittelzuwachs in Deutschland seit 2014. Sie wird sich darauf konzentrieren, wie die in der Bevölkerung, den Medien, der Regierung und den Hilfsorganisationen vorherrschenden Narrative diese Veränderung des deutschen Budgets für humanitäre Hilfe ermöglicht und gerechtfertigt haben. Zu diesen Narrativen gehören unter anderem der „Einsatz von humanitärer Hilfe zur Eindämmung der Migrationsströme nach Deutschland“ oder der Diskurs darüber, wie man „vom Payer zum Player“ werden kann, im Zusammenhang mit Deutschlands Bestreben, eine Vorreiterrolle im internationalen humanitären System zu übernehmen. Die Fallstudie wird analysieren, wie diese Narrative konstruiert werden, wie sie sich im Laufe der Zeit verändern, wie sie politische Entscheidungen beeinflussen und wie dieser Prozess beeinflusst werden kann. Daraus sollen Erkenntnisse gewonnen werden, die als Grundlage für die Interessenvertretung gegenüber anderen Regierungen dienen können, damit diese ihre Budgets für humanitäre Hilfe aufstocken.
Das Projekt ist Teil des Forschungsprojekts „Remaking Aid: ethics, politics, and narratives“ des HPG beim ODI und wird in Zusammenarbeit mit der unabhängigen Beraterin Corinna Kreidler durchgeführt.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: Sonja Hövelmann.