Autor*in: | Darina Pellowska, Johanna Fipp |
Datum: | 17.01.2024 |
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Erkenntnisse aus Bangladesch
Risiken in der humanitären Hilfe sind vielfältig. Über die physische and psychische Sicherheit und Unversehrtheit von Krisenbetroffenen und humanitären Helfer*innen hinaus, umfassen sie auch treuhänderische und rechtliche Angelegenheiten, operative Herausforderungen, Daten- und Informationssicherheit sowie ethische und Reputationsrisiken. Sie werden von humanitären Geberinstitutionen und lokalen und internationalen Organisationen zunehmend systematisch erfasst und behandelt. Dabei stehen jedoch in der Regel die Interessen und Risikobewertungen einzelner Institutionen und Organisationen im Vordergrund. Ein solch individuelles Risikomanagement kann sich nachteilig auf die Risikolandschaft der humanitären Lieferkette als Ganzes auswirken. Um dem entgegenzuwirken, entwickelte die Risk Sharing Platform 2023 einen Rahmen für eine gemeinschaftlichere Herangehensweise an Risiken in der humanitären Hilfe, das „Risk Sharing Framework“. Dessen praktische Anwendung stellt viele Akteure allerdings vor immense Herausforderungen.
Obwohl das Konzept des Risk Sharings an sich relativ neu ist, bestehen bereits zahlreiche humanitäre Partnerschaften zwischen intentionellen Gebern, internationalen Organisationen wie UN-Organisationen und internationale NGOs, und lokalen Organisationen aus krisenbetroffenen Gemeinden, die versuchen humanitäre Projekte gemeinschaftlicher anzugehen. In diesem Papier wurden deshalb die Risk Sharing Erfahrungen von Akteuren in Bangladesch gesammelt, die sich selbst als Teil gleichberechtigter Partnerschaften wahrnehmen.
Zwar wurden dabei keine all-umfassenden Anwendungsbeispiele des Risk Sharing Frameworks gefunden, dennoch boten sich wertvolle Einblicke in die Umsetzung bestimmter Aspekte. So zeigt das Papier eine Vielzahl praktischer Risk-Sharing-Aktivitäten auf, insbesondere zur gemeinsamen Identifizierung und Bewertung von Risiken sowie zur gemeinsamen präventiven Risikominderung. Es zeigt sich jedoch – die erfolgreiche Durchführung solcher Maßnahmen hängt von drei Grundvoraussetzungen ab: Vertrauen, Gleichberechtigung und Gegenseitigkeit in humanitären Partnerschaften sowie ausreichende Ressourcen für die gemeinsame Abstimmung. Um diese Voraussetzungen zu erfüllen, sind Governance- und Projektmanagementstrukturen notwendig, die die Hierarchien zwischen Gebern, internationalen und lokalen Organisationen reduzieren, ihre kollektive Verantwortlichkeit fördern, einen regelmäßigen Austausch unterstützen und eine Kultur des Lernens etablieren. Das Papier verweist dazu auf agile Formen der Zusammenarbeit. Diese ermöglichen nicht nur Flexibilität und große Lern- und Anpassungsfähigkeit, sondern etablieren auch die kollektiven Arbeits- und Denkweisen, die für die ganzheitliche Umsetzung von Risk Sharing in der Praxis so wichtig sind.
Take Aways:
Dieses Forschungspapier ist ein Resultat der Projektkomponente Identifizierung und Überwindung von Lokalisierungsbarrieren im Bereich Projektmanagement und Risikotransfer des Projekts “Strengthening Programme and Policy Relevant Capacities of Humanitarian Actors in Germany” (SPreAD), gefördert durch das Auswärtige Amt.